In diesem Gastbeitrag beschäftigt sich der Personalexperte Stephan Boehnke mit dem wichtigen Thema Fachkräftemangel. Als Lösungsansatz plädiert er für ein „Digital Operating Model“ im Personalmanagement. Welche Vorteile es mit sich bringt, erläutert er im Folgenden.
Bleiben Sie auf dem neuesten Stand beim Thema Personalwesen und folgen Sie ESCRIBA auf LinkedIn.
Das Personalmanagement ist das Kernstück unserer Beratungsarbeit und daher liegt es nahe, dass wir uns auch damit auseinandersetzen, wie man im Personalmanagement dem zunehmenden Fachkräftemangel begegnen kann. Schließlich sind die Personaler:innen nicht nur dafür verantwortlich, dem Fachkräftemangel im gesamten Unternehmen entgegenzuwirken, sondern sie müssen auch selbst arbeitsfähig bleiben.
Die bisherigen Organisationsmodelle, allen voran das bekannte Drei-Säulen-Modell von Dave Ulrich, sind aus unserer Sicht gescheitert. Die strikte Trennung von beratenden, konzeptionellen und administrativen Tätigkeiten in der Personalabteilung hat nicht den erhofften Nutzen gebracht. Ziel von Dave Ulrich war es bekanntlich, durch die Schaffung der drei spezifischen Rollen die Spezialisierung innerhalb der HR-Organisation voranzutreiben und damit Effektivität und Effizienz zu steigern.
Gerade in der heutigen Zeit kann ein Modell, das vor über 30 Jahren entwickelt wurde, nicht mehr zielführend sein, da sich in der Zwischenzeit nicht nur die technologischen Möglichkeiten, sondern auch die Arbeitsanforderungen rasant weiterentwickelt haben.
Ein Digital Operating Model gegen den Fachkräftemangel
Wir sehen in der Zukunft eher ein Digital Operating Model für den HR-Bereich als eine sinnvolle Maßnahme zur Optimierung der Arbeitsprozesse. Dieses digitale Betriebsmodell beschreibt die Ressourcen, Prozesse und Technologien, die bei digitalen Abläufen eingesetzt werden. Dabei ist es wichtig, nicht wieder in alte Muster zu verfallen und das Modell einmal zu implementieren und dann die nächsten zehn Jahre damit zu arbeiten. Das Modell ist als Orientierungshilfe zu verstehen, mit der sich die Personalabteilung kontinuierlich weiterentwickeln kann. Mit immer neuen innovativen technologischen Möglichkeiten werden sich die Details im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Sicher ist jedoch, dass solche flexiblen Modelle für eine erfolgreiche Zukunft unumgänglich sind.
Warum sehen wir eine solche Entwicklung als zwingend notwendig an?
Einerseits muss Personalarbeit effizienter – also schneller und weniger fehleranfällig – aber auch individueller werden. Gleichzeitig stehen immer weniger Fachkräfte zur Verfügung. Das bedeutet, dass weniger Menschen mehr Aufgaben bewältigen müssen. Das geht nur, wenn moderne Technologien eingesetzt werden und die Menschen, die in diesem Umfeld arbeiten, auch die Kompetenzen haben, diese Technologien effizient zu nutzen. Das heißt, wir brauchen einerseits neue Technologien und andererseits die Kompetenzen, diese Technologien einzusetzen.
In vielen aktuellen Projekten beschäftigen wir uns vornehmlich mit der Digitalisierung von personalwirtschaftlichen Geschäftsprozessen. Wenn man ein solches Thema angeht, wird schnell klar, dass durch die Digitalisierung auch die Art und Weise wie man arbeitet, völlig neu gestaltet wird.
Es gibt schon jetzt einige Möglichkeiten, die Arbeit effizienter zu gestalten. Dabei reicht es nicht aus, Prozesse mit Hilfe von neuen Technologien „besser“ zu machen. Es geht auch darum, transaktionale, immer wiederkehrende, faktenbasierte Routineprozesse vollständig an die Technik abzugeben. Nur so können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirklich entlastet werden. Hier werden wir einen massiven Sprung durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz erleben.
Momentan experimentieren wir in diesem Umfeld noch mit unseren Partnern wie zum Beispiel ESCRIBA. Es ist aber schon jetzt absehbar, dass die Nutzung dieser Technologien die Personalarbeit erheblich beeinflussen wird und das Personalmanagement stark entlasten kann. Denn freiwerdende Ressourcen benötigt man zur Individualisierung der Personalarbeit. Stand in der Vergangenheit die Standardisierung im Vordergrund, so wird die Zukunft in der Individualisierung der Personalarbeit liegen. Schließlich lassen sich Menschen nicht in Schablonen pressen. Wenn Arbeitgeber:innen auch in Zukunft für Fachkräfte attraktiv sein wollen, müssen sie individualisierte Personalarbeit beherrschen. Das wird einer der großen Wettbewerbsfaktoren im Kampf um die Talente von morgen sein. Und damit auch eine nachhaltige Strategie gegen den Fachkräftemangel.
Wer Interesse an unseren aktuellen Projekten zum Thema KI hat oder auch selbst mal einen tieferen Einblick in die Welt der Digitalisierung und der KI-Nutzung im HR-Umfeld gewinnen möchte, sollte am 29. November an unserer Websession mit ESCRIBA zum Thema Agentic AI teilnehmen. Wir gehen dabei speziell auf die Potenziale digitaler Assistenten im HR-Umfeld ein. Bitte melden Sie sich unter dem folgenden Link an: Websession Agentic AI